Das ist richtig. Ich hatte diese Begriffe mehr oder weniger undifferenziert in die Diskussion geworfen. "Bewusstseinsverengung" und "Bewusstseinsverschiebung" (oder -erweiterung) sind medizinische Begriffe für Bewusstseinsstörungen. Also, ich sehe schon, dass man das noch näher definieren muss. Sicherlich erfährt der konzentrierte meditative Geist auch etwas von einer Einengung, nämlich die Einengung auf das Meditationsobjekt. Diese Form von Konzentration führt im luziden zum sofortigen Erwachen. Was ich mit "Erweiterung" meinte, ist Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Bewusstheit, Voll-Da-Sein, das Gefühl des Eingebundenseins in die sichtbare Welt und damit auch in die die Realität transzendierende oder sprituelle Wirklichkeit. Mann, das ist so ein einfaches Gefühl und so schwer auszudrücken. (Erwin findet bestimmt einfachere Worte.)
Meditation ist immer wieder etwas anderes, je nachdem, was man darunter versteht, wie wir schon festgestellt haben. Meditation hat immer mit Konzentration zu tun, Konzentration bedeutet Sammlung auf ein Zentrum, das innerhalb oder außerhalb der meditierenden Person liegen kann. Die Achtsamkeitsmeditation stellt eine wichtige Sonderform dar, sie konzentriert sich auf die Übergänge von innen und außen, die Abgetrenntheit bei gleichzeitigem Einssein. Es gilt die Mitte zwischen beiden zu finden, so dass man sich weder im Ganzen auflöst noch zu einer Monade wird. Dies spiegelt sich auch in dem rechten Maß von Entspannung und Anspannung wider.
Wer auf ein außenliegendes Objekt meditiert, wird auf Dauer Eins mit dem Objekt, bzw. vergisst für immer längere Zeiträume die eigene Existenz. Wer einen Satz, Ausspruch oder ein Wort meditiert, kommt von der intellektuellen Beurteilung zu einer Verinnerlichung des dahinterliegenden Sinns, der nichts mehr mit den Wörtern zu tun hat, in denen es formuliert hat.
Ich habe verschiedene Formen der Meditation schon ausprobiert. Aber was die Luzidität im Traum angeht, kommt die Achtsamkeitsmeditation dieser am nächsten und hat auch unmittelbare Auswirkung auf Bewusstseinserlangung im Traum. Das ist meine Erfahrung. Die konzentrative Einengung, die auch eine Meditation ist, ohne dass es zu einer Trance kommt (wohl aber möglicherweise zu einer Ekstase), ist für Klarträume bisher nicht hilfreich gewesen. Konzentration auf einen Punkt bewirkt sofortiges Erwachen. Die Luzidität ist damit nicht aufgehoben. Das kann auch eine wichtige Funktion sein, die man in bestimmten Träumen braucht.
Zu den Realitätsüberprüfungen (Reality Check = RC): Die Frage "Wach' ich oder träum' ich?" ist allein noch nicht ausreichend. Wichtig ist auch, sich diese Frage ernsthaft zu beantworten und das Ergebnis noch zwei oder drei Mal zu überprüfen. Wer dies
täglich mindestens zehn Mal tut, wird über kurz oder lang diese Frage gewohnheitsmäßig auch im Traum stellen. Und zwar ist es sinnvoll, negative und positive RCs zu kombinieren. (Diese Unterscheidung stammt von mir.)
Positive RCs sind Überprüfungen, die nur im Traum funktionieren:
- Gegenstände mit Gedankenkraft bewegen oder an- oder ausschalten.
- Kann ich fliegen oder schweben.
- Kann ich mich teleportieren?
- Harry-Potter-Effekte (allgem. "Zaubern")
Negative RCs sind Überprüfungen, die im Traum nie oder fast nie funktionieren:
Intellektuelle Fähigkeiten sind oft eingeschränkt
- Uhr zwei Mal ablesen (zeigt sie beim zweiten Mal dieselbe Zeit an?)
- Zählen von Gegenständen, deren Anzahl man kennt, z.B. die Finger der eigenen Hand. Selten hat man fünf Finger im Traum.
Orientierung nach Zeit, Situation, Raum und Person sind oft verändert oder eingeschränkt:
- Weiß ich, wie ich hierher gekommen bin?
- Hatte ich diese Kleidung schon heute Morgen an?
- Kenne ich die Namen und Geburtsdaten meiner Kinder?
- Was mache ich von Beruf?
Ich favorisiere die negativen RCs als Erst-Überprüfung, da die positiven RCs auch im Traum manchmal nicht funktionieren, wenn man entsprechende Gegensuggestionen ausbildet ("Das
kann ja gar nicht gehen!") Manchmal funktionieren die positiven RCs erst, wenn man bereits luzide ist. Die negativen RCs sind insofern zuverlässiger.
Wenn ich also festgestellt habe, dass ich in einer Wohnung stehe, die ich eigentlich gar nicht kenne, und ich nicht mehr weiß, wie ich dahin gekommen bin, kann ich schonmal davon ausgehen, dass ich entweder psychisch krank bin oder gerade träume. Daraufhin mach ich dann einen Positiv-Check: Ich ziehe gern an einem Finger - wenn der sich wie Gummi langziehen lässt, kann ich sicher sein, dass ich träume. Als nächstes versuche ich dann, ein paar Zentimeter vom Boden abzuheben. Wenn das klappt, kann ich die Frage, ob ich träume, mit einem klaren "Ja" beantworten.
Aber erst dann wird es spannend. Ich schaue dann herum und fixiere nichts (Gefahr des Aufwachens), beobachte meine Umgebung. Ist noch jemand anderes da? Wie sieht es in den anderen Räumen oder draußen aus? Vorsicht beim Verlassen von Räumen: Oft befindet man sich nach dem Durchschreiten einer Tür oder einem Flug aus dem Fenster plötzlich ganz woanders.
Naja, darüber könnte ich noch stundenlang schreiben, ich muss aber was arbeiten.
Lieben Gruß,
Thomas