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Die Kunst des Träumens - eine Therapie?




Moderatoren: mentaltrainer, Thomas Decker

Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon Thomas Decker » Mo 21. Jul 2008, 08:38

Es gibt zwei Sorten von Traumreisen. :)
Die erste ist mythologisch-weltanschaulich, nämlich die Traumreise der australischen Ureinwohner. In der Traumreise haben Geistwesen die Welt geschaffen, und noch heute wandeln wir auf Traumpfaden, deren Landkarte in den Traumliedern der Aborigines enthalten ist. Das ist eine einzigartige Sichtweise mit vielen ganz eigenartigen Archetypen. C. G. Jung hätte seine Freude daran gehabt ...

Die zweite sind die so genannten "geführten Meditationen", die mit Träumen nicht soviel gemeinsam haben. Es sind wohl eher Fantasiereisen.

Nichtsdestotrotz kann man auch in seinen Träumen Reisen unternehmen. Ich habe mich mal nach Köln "gewünscht" - mit der Absicht, an einem Traum einer Freundin (wie abgesprochen) teilzunehmen. Ich landete am Kölner Hauptbahnhof und habe mir von einem Mann ein Mobiltelefon geliehen und sie angerufen, aber es meldete sich jemand anderes, der mir sagte, sie könne jetzt nicht gestört werden, da sie schlafe. Das musste ich dann wohl respektieren. Stattdessen habe ich mich etwas im Kölner Doms nebenan umgesehen. Da war so ein Durcheinander (war so etwas wie ein Lagerraum alter Kultgegenstände), dass ich meine Luzidität verloren habe. :gins:

Gruß,
Thomas
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon flaschendeckel » Mo 21. Jul 2008, 10:59

ja, die luzidität verlieren, bzw sie kurzzeitig erlangen und dann wieder vergessen hab ich auch manchmal.

das mit dem in den traum von jemanden reinträumen klingt noch spannender, und ich bin davon überzeugt, dass es unter umständen klappen kann.
gestern abend hab ich versucht von meditation in einen luziden traum überzugehen. hat nich geklappt, ich konnte lange nach dem meditieren nicht einschlafen, deswegen hab ich mich mit selbsthypnose in den schlaf gewiegt
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon Heike » Mo 21. Jul 2008, 14:12

Thomas Decker hat geschrieben:Hi @all,

Ihr habt ja schon mitbekommen, dass ich absolut begeistert bin vom Träumen, insbesondere vom luziden Träumen. Wo sonst hat man die Möglichkeit, sich so direkt seelisch zu heilen wie im luziden Traum? Es ist vollkommen unnötig, so einen Traum zu analysieren oder zu deuten. Wer es dort schafft, sich seinen psychischen Konflikten zu stellen und sie zu lösen, der hat sie ein für allemal gelöst - ohne jeden Umweg über eine aufdeckende Therapie oder Ähnlichem. Warum ist das so? Weil man sich im Traum direkt in seinem Unbewussten befindet - alle Konflikte, Ängste, Wut usw. die sich dort vergraben haben, stehen unmittelbar vor dir, ohne jeden Puffer. Selbst wenn sie symbolisch auftreten, ist der Umgang mit ihnen eine Eins-zu-Eins-Therapie.


Das Thema fasziniert mich auch absolut. Und ich spruehe mal so meine Gedankengaenge dazu. Geht es nicht allgemein um die visuelle Konfliktdarstellung, um die Bilder, die das Unterbewusstsein von ganz alleine ploetzlich produziert? Ob es nun luzider Traum ist oder ein anderer Anstoss. NLP zum Beispiel geht auch gezielt auf diese Bilder- oder auch Filmproduktion ein. Oder ich habe es mit einer Hypnose CD erlebt, dass wenn ich sie mit einer bestimmten Intention starte und mich dann ganz dem ueberlasse, was geschieht, so habe ich die aussagekraeftigsten Bilder gesehen, die direkt eine unglaubliche Gradwendung bzgl. meiner Intention bewirkten. Ich habe es auch schon erlebt, dass ich um einen Traum gebeten habe, der mir meinen Stand der Dinge erklaert und auch genau das bekommen habe. Echt faszinierend und erstaunlich!

Die Basis ist meines Erachtens das eingeschraenkte Bewusstsein, egal durch welche Technik es erreicht wurde, das vollstaendige Abtauchen in die Bilder sozusagen. Oft erklaeren sie sich von selbst oder sie entfalten ihre Aussage in der folgenden Zeit. In der Regel sind sie doch so beeindruckend und gravierend gewesen, dass das Bewusstsein sich damit noch laenger auseinandersetzt. Und dann, wenn eine harmonische Einheit von allen Wahrnehmungen erreicht ist, alle Ebenen sozusagen die Aussage verinnerlicht haben, hat man auch die (Auf-)Loesung erreicht.

Ich erinnere mich auch an den Blog von Kaeuzchen im Hypnoseforum, wo sie die enorme Wirkung der Bilderreisen-Sitzungen beschrieb.

Ich finde auch interessant zu beobachten, welchen Einfluss das Umfeld auf die Traumfaehigkeit oder Traumerinnerungsfaehigkeit besitzt. Ich bin nun seit 2 Naechten wieder zurueck aus Deutschland und in meinem gewohnten Bett und schon traeume ich wieder wesentlich aktiver, lebendiger und symbolischer.

Lieben Gruss
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon Heike » Mo 21. Jul 2008, 14:26

Oh, ich hab die restlichen Posts gar nicht registriert. Ich denke, bei der Hypnose ist es so, wie weit man sich vom direkten Umsetzen der Suggestionen distanzieren kann. Sie prizipiell als grobe Anleitung nutzt und den Rest dem eigenen Unterbewusstsein ueberlaesst, was allerdings eine gewisse Eigenregie voraussetzt. Ich bin mir nicht so sicher, ob in diesem Fall einen so grossen Unterschied zum Klartraum erkennen wuerde.
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon flaschendeckel » Mo 21. Jul 2008, 15:50

Heike hat geschrieben:Die Basis ist meines Erachtens das eingeschraenkte Bewusstsein
Lieben Gruss
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wie jetz ich dachte das "erweiterte" bewusstsein, dass man bewusstheit in dem traum erlangt?
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon Heike » Mo 21. Jul 2008, 16:29

Ich denke der Begriff wird fuer verschiedene Bedeutungen benutzt. Ist schon richtig mit dem erweiterten Bewusstsein, im Sinne von Bewusstheit. Ich meinte das kritische Bewusstsein, welches gleich wieder alles analysiert und hinterfragt.
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon flaschendeckel » Mo 21. Jul 2008, 16:53

wobei es ja gut sein soll, sich angewöhnen zu fragen "ist das ein traum?", damit das im traum auch passiert..
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon Thomas Decker » Di 22. Jul 2008, 08:36

Das ist richtig. Ich hatte diese Begriffe mehr oder weniger undifferenziert in die Diskussion geworfen. "Bewusstseinsverengung" und "Bewusstseinsverschiebung" (oder -erweiterung) sind medizinische Begriffe für Bewusstseinsstörungen. Also, ich sehe schon, dass man das noch näher definieren muss. Sicherlich erfährt der konzentrierte meditative Geist auch etwas von einer Einengung, nämlich die Einengung auf das Meditationsobjekt. Diese Form von Konzentration führt im luziden zum sofortigen Erwachen. Was ich mit "Erweiterung" meinte, ist Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Bewusstheit, Voll-Da-Sein, das Gefühl des Eingebundenseins in die sichtbare Welt und damit auch in die die Realität transzendierende oder sprituelle Wirklichkeit. Mann, das ist so ein einfaches Gefühl und so schwer auszudrücken. (Erwin findet bestimmt einfachere Worte.)
Meditation ist immer wieder etwas anderes, je nachdem, was man darunter versteht, wie wir schon festgestellt haben. Meditation hat immer mit Konzentration zu tun, Konzentration bedeutet Sammlung auf ein Zentrum, das innerhalb oder außerhalb der meditierenden Person liegen kann. Die Achtsamkeitsmeditation stellt eine wichtige Sonderform dar, sie konzentriert sich auf die Übergänge von innen und außen, die Abgetrenntheit bei gleichzeitigem Einssein. Es gilt die Mitte zwischen beiden zu finden, so dass man sich weder im Ganzen auflöst noch zu einer Monade wird. Dies spiegelt sich auch in dem rechten Maß von Entspannung und Anspannung wider.
Wer auf ein außenliegendes Objekt meditiert, wird auf Dauer Eins mit dem Objekt, bzw. vergisst für immer längere Zeiträume die eigene Existenz. Wer einen Satz, Ausspruch oder ein Wort meditiert, kommt von der intellektuellen Beurteilung zu einer Verinnerlichung des dahinterliegenden Sinns, der nichts mehr mit den Wörtern zu tun hat, in denen es formuliert hat.

Ich habe verschiedene Formen der Meditation schon ausprobiert. Aber was die Luzidität im Traum angeht, kommt die Achtsamkeitsmeditation dieser am nächsten und hat auch unmittelbare Auswirkung auf Bewusstseinserlangung im Traum. Das ist meine Erfahrung. Die konzentrative Einengung, die auch eine Meditation ist, ohne dass es zu einer Trance kommt (wohl aber möglicherweise zu einer Ekstase), ist für Klarträume bisher nicht hilfreich gewesen. Konzentration auf einen Punkt bewirkt sofortiges Erwachen. Die Luzidität ist damit nicht aufgehoben. Das kann auch eine wichtige Funktion sein, die man in bestimmten Träumen braucht.

Zu den Realitätsüberprüfungen (Reality Check = RC): Die Frage "Wach' ich oder träum' ich?" ist allein noch nicht ausreichend. Wichtig ist auch, sich diese Frage ernsthaft zu beantworten und das Ergebnis noch zwei oder drei Mal zu überprüfen. Wer dies täglich mindestens zehn Mal tut, wird über kurz oder lang diese Frage gewohnheitsmäßig auch im Traum stellen. Und zwar ist es sinnvoll, negative und positive RCs zu kombinieren. (Diese Unterscheidung stammt von mir.)

Positive RCs sind Überprüfungen, die nur im Traum funktionieren:
- Gegenstände mit Gedankenkraft bewegen oder an- oder ausschalten.
- Kann ich fliegen oder schweben.
- Kann ich mich teleportieren?
- Harry-Potter-Effekte (allgem. "Zaubern")

Negative RCs sind Überprüfungen, die im Traum nie oder fast nie funktionieren:
Intellektuelle Fähigkeiten sind oft eingeschränkt
- Uhr zwei Mal ablesen (zeigt sie beim zweiten Mal dieselbe Zeit an?)
- Zählen von Gegenständen, deren Anzahl man kennt, z.B. die Finger der eigenen Hand. Selten hat man fünf Finger im Traum. ;-)
Orientierung nach Zeit, Situation, Raum und Person sind oft verändert oder eingeschränkt:
- Weiß ich, wie ich hierher gekommen bin?
- Hatte ich diese Kleidung schon heute Morgen an?
- Kenne ich die Namen und Geburtsdaten meiner Kinder?
- Was mache ich von Beruf?

Ich favorisiere die negativen RCs als Erst-Überprüfung, da die positiven RCs auch im Traum manchmal nicht funktionieren, wenn man entsprechende Gegensuggestionen ausbildet ("Das kann ja gar nicht gehen!") Manchmal funktionieren die positiven RCs erst, wenn man bereits luzide ist. Die negativen RCs sind insofern zuverlässiger.
Wenn ich also festgestellt habe, dass ich in einer Wohnung stehe, die ich eigentlich gar nicht kenne, und ich nicht mehr weiß, wie ich dahin gekommen bin, kann ich schonmal davon ausgehen, dass ich entweder psychisch krank bin oder gerade träume. Daraufhin mach ich dann einen Positiv-Check: Ich ziehe gern an einem Finger - wenn der sich wie Gummi langziehen lässt, kann ich sicher sein, dass ich träume. Als nächstes versuche ich dann, ein paar Zentimeter vom Boden abzuheben. Wenn das klappt, kann ich die Frage, ob ich träume, mit einem klaren "Ja" beantworten.

Aber erst dann wird es spannend. Ich schaue dann herum und fixiere nichts (Gefahr des Aufwachens), beobachte meine Umgebung. Ist noch jemand anderes da? Wie sieht es in den anderen Räumen oder draußen aus? Vorsicht beim Verlassen von Räumen: Oft befindet man sich nach dem Durchschreiten einer Tür oder einem Flug aus dem Fenster plötzlich ganz woanders.

Naja, darüber könnte ich noch stundenlang schreiben, ich muss aber was arbeiten. :-)

Lieben Gruß,
Thomas
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon flaschendeckel » Di 22. Jul 2008, 17:35

ich kann mich erinnern, früher hatte ich öfter luzide träume als heute, und da hab ich ähnliche chekcs durchgeführt. bevor ich aber sicher sein konnte, dass ich träume, hab ich viel mehr tests gemacht, bevor ich mich getraut hab ausm fenster zu springen und einfach loszufliegen. zb an meinem finger gezogen und ihn um meinen fuß gewickelt. allerdings hatte ich da oft gedanken wie "na das muss doch nichts heißen, ich will lieber ganz sicher gehen" und so ging es dann lange weiter, bis ich mich getraut hab zu springen, und geflogen bin. da wussts ich dann sicher. komischerweise haben dabei tests wie ein bisschen vom boden abheben auch nich viel geholfen.

aber ich glaub ich fang mal mit reality checks an, ist es wichtig, dass sie regelmäßig verteilt sind, oder kann ich, wenn mir grad lagweilig ist die "empfohlene tagesmenge" abdecken?
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Re: Die Kunst des Träumens - eine Therapie?

Beitragvon Thomas Decker » Di 22. Jul 2008, 17:57

flaschendeckel hat geschrieben:aber ich glaub ich fang mal mit reality checks an, ist es wichtig, dass sie regelmäßig verteilt sind, oder kann ich, wenn mir grad lagweilig ist die "empfohlene tagesmenge" abdecken?


Es ist wichtig, dass du die RCs über den Tag verteilst. Am besten führst du sie immer dann durch, wenn dir irgendetwas seltsam oder ungewöhnlich vorkommt: Jemand Fremdes spricht dich an, die U-Bahn bleibt mitten im Tunnel stehen, im Radio kommt eine bizarre Meldung, das Wetter spielt verrückt, eine Katze schaut dich länger als nur beiläufig an, du liest ein seltsamen Beitrag im Mentaltraining-Forum, der Computer reagiert auf eine Eingabe anders als gewöhnlich, zwei oder drei Dinge passieren gleichzeitig (z.B. dir fällt etwas um, draußen hupt ein Auto und deine Mutter betritt das Zimmer oder Ähnliches), es ruft dich jemand an, von dem du ewig nichts gehört hast, also bei möglichst allem, was ungewöhnlich, bizarr oder sonstwie auffällig und anders als gewöhnlich ist. Man kann auch sagen: Bei allen "Musterunterbrechungen".
Eine willkürliche Häufung von RCs ohne Anlass bringt bei Weitem nicht so viel.

Gruß,
Thomas
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